Reisebericht Kilimajaro Teil 4Auf dem Weg zum ‚Big Tree Camp’ / Tagesberichterstatterin Sonja

Kilimajaro Logo

Mit diesem Teil beginnt die Berichterstattung über den eigentlichen Aufstieg zum Kilimanjaro. Es ist der 3. Tag und somit der 10. Februar 2012. 7 Tage im Zelt in den Bergen. Von 2200 m Höhe bis auf fast 6000 und wieder zurück, inmitten einer traumhaften Landschaft und in sehr dünner Luft. Die Reisegruppe hat dabei sehr anstrengende aber auch unvergesslich schöne Momente erlebt.

Und keine Angst, ganz so dramatisch wie in der Heimatzeitung geschildert, war das Ganze dann auch wieder nicht. Wir hatten schon genug zu essen, auch nicht andauernd alle Nasenbluten oder permanentes Erbrechen und Todesängste mussten wir auch nicht ausstehen. Aber, lest einfach selbst.

4SVG KiliGipfel
Was für ein herrlicher Blick auf den Kilimajaro? Ganz hoch geht die Reise.

Nach der durchgemachten Nacht im Flugzeug haben die meisten tief und fest geschlafen. Das reichhaltige Frühstücksbuffet trägt ein Weiteres dazu bei, dass wir gestärkt den Angriff auf den Kilimanjaro angehen können. Von unserem Hotelbalkon haben wir einen fantastischen Blick auf die Gletscher am Kili.

Auch der Schwob war beim Frühstück ‚ Hei desch is aber mei Platz’ Gottseidank geht der ne andere Route zum Gipfel.

Zuerst müssen wir aber noch auschecken, was gar nicht so einfach ist, weil wir für wirklich jede Aktion dabei eine andere zuständige Person brauchen. Zuerst werden die Belege zusammengeheftet, eine 2. Person zählt dann die Summe zusammen, eine 3.Person schreibt den Betrag auf einen Zettel und mit diesem Zettel gehen wir dann an eine Kasse. Wenn sich, wie bei mir, dabei der 2. verrechnet hat, beginnt alles von vorne. Aber ‚pole, pole’, das ist Afrika und irgendwann einmal ist das dann auch erledigt. Den Teil unseres Gepäckes, den wir am Berg nicht brauchen, verstauen wir dann noch in einen muffigen ‚Storage Room’.

Unsere Jungs kommen aus dem Gepäckraum zurück und erzählen, dass es da nach Gras riecht. Ich kapier erst mal gar nix und denk, dass wir doch gestern auf dem Weg vom Flughafen her keinen einzigen Grashalm gesehen haben. Wo wurde hier Gras gemäht? Aber dann dämmerst es auch mir, ist wohl ein anderes Gras.

Dann besteigen wir zusammen mit unseren beiden Guides 2 Jeeps, die uns zu unserem Gate bringen sollen.

4SVG Gruppe vor Aufbruch
Vor der Abfahrt natürlich noch ein Gruppenbild im grünen SVG Outfit

Wir fahren wieder durch Moshi in Richtung Westen, die Sonne scheint und es wird langsam heiß. An einer Tankstelle muss dann der Fahrer des 2.Jeeps erst einmal ,um tanken zu können,  den Tankdeckel mit einem Wiegeeisen aufbrechen . Getankt wird in Tansania übrigens immer nur gerade soviel, dass man das Tagesziel erreicht. Auch wenn es mal nur 4 Liter sind. Eigentlich Unsinn, wenn der Tankdeckel schon mal offen ist.

Unser Jeep hat beim Tanken keine Probleme bereitet, dafür fängt der Motor bald nachdem wir von der geteerten Straße auf ein Schotterpiste abgebogen sind, zu kochen an. Mit etwas Wasser in den Kühler geht es aber gleich wieder weiter, so dass nicht einmal unser KFZ Meister ‚Öko Horsti’ eingreifen muss.

Die Landschaft geht langsam zur Steppe über. Jetzt sehen wir vor allem Massais’s, zumeist sind es Buben im Schulalter, die ihre Ziegen und vereinzelt auch Kühe hüten. Um 12 Uhr Mittags erreichen wir das ‚Londorossi Gate’ wo wir erst mal in einem Pappkarton unser erstes Lunchpaket erhalten. Der Inhalt sollte sich die nächsten Tage nicht ändern: Nüsse, eine Hähnchenkeule, Kekse, ein Stück Kuchen, eine kleine Banane sowie das obligatorische hartgekochte Ei, wo der Dotter die gleiche Farbe wie das Eiweiß hat. Zum Trinken dazu noch ein Beutel Sunkist. Wir sitzen zusammen auf einem kleinen Stück Wiese und nehmen diese Leckereien zu uns, während in der Zwischenzeit am ‚Office’ fleißig gewogen, debattiert verpackt, und wieder gewogen wird.

Außer unserem Tagesrucksack haben wir nämlich unser ganzes Gepäck abgegeben und es ist wohl so, dass anhand des Gesamtgewichtes die Anzahl der Träger bestimmt wird. Wir werden in der Zwischenzeit im Office registriert und warten dann weiter bis das ganze Gewiege und Palaver beendet ist. Neben uns ist noch eine Gruppe aus Dänemark da, die aber ziemlich unmotiviert in kleineren Grüppchen verteilt sitzt und nicht sehr gesprächig ist. Das tut aber unserer guten Laune keinen Abbruch. Wir sind vergnügt und alle freuen sich, dass es jetzt dann endlich los geht.

Nach 2 Stunden kommt dann Bewegung in das Chaos, unser Gepäck wird zusammen mit vielen Trägern auf einen LKW verladen und abtransportiert. Einige Träger sind wohl zu keinem Job gekommen und fahren ziemlich missmutig wieder ab. Wir besteigen unsere Jeeps und machen uns auf den Weg zum Startpunkt der ‚Lemosho Route’. 7 Km entfernt, wie unser Guide sagt. Für diese 7 Kilometer brauchen die Jeeps aber eine ganze Stunde.

4SVG Lunchpaket
Mc-Donalds auf Tansanaisch? Nein, das ist das Lunchpaket.

Die Piste weist badewannengroße Schlaglöcher auf. Teilweise ist sie so tief ins Gelände eingegraben, dass die Straßenböschung höher ist wie unser Jeep. Bis wir endlich den Startpunkt unserer Tour erreichen ist es deshalb 15 Uhr.

Aber jetzt endlich raus aus dem schaukelnden Gefährt und auf die eigenen Füße. Wir wollen rauf auf den Berg. Die Wanderstöcke hergerichtet, die Rucksäcke geschultert und auf geht’s. Unser Tagesziel ist das ‚Big Tree Camp’ auf 2800 m Höhe und da wir uns hier auf 2200 m befinden müssen wir heute noch 600 Höhenmeter zurücklegen.

Der Weg führt uns durch den tropischen Regenwald, am Anfang ziemlich steil ansteigend, so dass wir trotz des langsamen Tempos, das unser Guide anschlägt ganz schön zu pusten anfangen. Bald jedoch wird der Pfad flacher und nach und nach überholen uns unsere Träger, allesamt schwer beladen. Außer Ihren eigenen Rucksäcken haben sie noch Stofftaschen, Plastikbeutel, Kanister und sonstigen Kram dabei, das Meiste davon auf den Köpfen balancierend. Dabei ist unschwer zu erkennen, was es die nächsten Tage zu Essen gibt: die vielen Beutel mit Toastbrot sind nicht zu übersehen.

Einmal hält Franki an und zeigt uns einen Affen auf einem Baum, ein ‚Blue Monkey’, angeblich sehr scheu und selten zu sehen.

Bis nach 18 Uhr stapfen wir hinter Franki her‚ Pole, Pole’ durch den Wald bis wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine Lichtung im Wald erreichen und vor uns unser erstes Camp erblicken, das ‚Big Tree Camp’ voller kleinerer und größerer Zelte. Unser Tagesziel ist erreicht. Der Zeltplatz ist jedenfalls schon voll. Es waren wohl schon einige andere Gruppen vor uns unterwegs. Wir sind die letzten im Lager, was sich die ganze Woche über nicht ändern sollte.

Aber wie heißt es ‚Die Letzten werden die Ersten sein’!

Franki führt uns zu einer Gruppe von kleinen blauen Zelten mit der Aufschrift ‚Zara’, die unser Zuhause für die nächsten 7 Tage sein sollen. Eva und ich beziehen ein Zelt, die beiden Lindinger’s auch, der Rest verteilt sich auf die übrigen Zelte. Wir haben 6 Stück 2 Mann Zelte, so dass immer 1 Person ein ‚Einzelzimmer’ hat.

Als Gemeinschaftsunterkunft, vor allem für die Mahlzeiten haben unsere Träger ein größeres dreieckiges Zelt aufgebaut. Da die Lichtung im Wald nicht sehr groß ist, stehen alle Zelte sehr dicht gedrängt. Am Rand des Zeltplatzes ist das ‚Plumpsklo’ wo leider schon mindestens 1 Person vor uns das Loch im Boden nicht getroffen hat. Eva Crone stört das nicht, da sie ungeniert das Dixie WC einer amerikanischen Gruppe benutzt. Sie wird aber dezent belehrt, dass das ‚not allowed’ ist. Da wir die Sparversion gebucht haben gibt’s solchen Komfort für uns nämlich nicht.

4SVG Tag 03Bis mit Jeep
Die Reise in den Jeep ist zu Ende. Ab hier geht es zu Fuß weiter.

Als Erstes nach der Ankunft bekommen wir in unserem Speisezelt Tee und gesalzenes Popcorn, was zu einer festen Einrichtung werden sollte. Danach werden erst mal die Matten und Schlafsäcke hergerichtet und das Gepäck verstaut, bevor es das Diner gibt. Es gibt Schwammerlsuppe, dann panierten Fisch, dazu Kartoffeln warmes Kraut und Gemüse, alles sehr lecker von unseren Köchen zubereitet, wo und wie auch immer. Zum Trinken gibt es wie künftig immer, schwarzen Tee. Das Festmahl wird nur dadurch getrübt, dass die Tischdecke, die auf dem klapprigen Tisch liegt, bestialisch stinkt. Wir passen höllisch auf, dass ja niemand irgendwas drauflegt, Besteck immer in der Hand halten oder gleich in den Teller, die Tischdecke dabei unter keinen Umständen berühren.

Wie künftig jeden Tag, gibt es noch ein kurzes Briefing von Franky (Scherzkeks) für den nächsten Tag im Gemeinschaftszelt bevor wir uns zur Ruhe begeben.

Bei mir stellen sich erstmals leichte Kopfschmerzen ein, ist aber nicht weiter schlimm. Um 22 Uhr schlüpfen wir in unsere Zelte und verbringen unsere 1. Nacht auf dem Berg, bei angenehmen Temperaturen mitten im tropischen Regenwald. Ich schlafe dabei leidlich gut. Den meisten von uns geht es wohl ähnlich, auch wenn noch einige Zeit lang ein allgemeines ‚Reisverschlussziehen’ zu hören ist, bis jeder oft genug beim ‚Wasserlassen’ war. Hier nocheine kurze Erklärung der Reisverschlusszeremonie:

(1.Schlafsackreisverschluss auf, 2. Zeltreisverschluss auf, 3. Vorzeltreisverschluss auf, 4.Zeltreisverschluss zu, wegen des Mitbewohners, 5. Vorzeltreisverschluss zu, wegen der Ordnung, dann biseln und anschließend die Reisverschlusszeremonie von vorne.)

Und das Ganze bei 6 Zelten und 11 Insassen, von denen jeder am Tag wegen der besseren Höhenverträglichkeit 4-5 Liter trinken soll. Nach spätestens 3 Tagen konnten wir am Reisverschlussziehen erkennen, wer gerade zum bieseln muss.

Gute Nacht zusammen!

Fortsetzung folgt

29. Februar 2012

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