Reisebericht Kilimajaro Teil 12 Von Zebras und Löwen im ‚Krater Noahs‘/ Tagesberichterstatterin Eva-Maria Dierl

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Im Highview Hotel in Karatu haben wir eine erholsame und vergleichsweise lange Nacht in vernünftigen Betten verbracht. Nach einem schnellen Frühstück werden wir von unseren beiden Fahrern Emanuel und Deco bereits um 8 Uhr in der Hotellobby erwartet. Noch schnell ein Lunchpaket für das Mittagessen zusammenstellen und los geht’s, auf in unseren zweiten Safari-Tag. Wir steigen in unsere staubigen Jeeps und machen uns auf den Weg zum Ngorongoro Krater, gespannt, ob wir die „Big Five“ Afrikas (Elefant, Löwe, Leopard, Nashorn und Büffel), heute zu Gesicht bekommen werden.

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Blick in den Ngorogoro Krater

Nach einer rund 1-stündigen Fahrt sind wir am Gate des Nationalparks angekommen, wo wir uns zunächst anmelden und die fällige Parkgebühr entrichten müssen. Unsere beiden Fahrer übernehmen dies für uns, doch da wir nicht die einzigen Touristen an diesem Safari-Tag sind, ist die Schlange vor dem Schalter für die Anmeldung eine lange. Und so merken wir einmal mehr, dass die Devise „Pole Pole“ in Tansania nicht nur das Credo des Berges, sondern vielmehr eine allgemeine Gültigkeit zu sein scheint. Wir müssen uns also noch ein wenig in Geduld üben, bevor es endlich los geht. Zunächst weiter bergauf, hoch zum Kraterrand. Oben angekommen klettern wir aus den Jeeps und bekommen vor staunen erst mal den Mund nicht mehr zu. Es bietet sich ein unglaublicher Anblick, wie eine Fotografie aus der National Geographic liegt der Krater zu unseren Füßen. Die Kraterhänge sind größtenteils bewaldet, während im fast 600-700m tiefer gelegenen Grund des Kraters weite Grasflächen dominieren, mitten darin ein weiß schimmernder Natronsee, der Flamingos in einer großen Zahl anzieht. Es wundert uns nicht, dass diese einzigartige Landschaft mit ihrer reichhaltigen Tierwelt von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde.

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Im Massai Dorf

Wir staunen noch ein bisschen weiter, knipsen schnell noch ein paar Fotos und machen uns endlich auf den Weg hinunter in den Krater. Unterwegs machen wir aber noch einmal Halt, wir besuchen ein Massai Dorf, das im Reservat liegt. Die Massai begrüßen uns in landestypischer Kleidung mit dem sog. „Jumping Dance“, dem Sprungtanz. Dabei hüpfen die Massai-Krieger, schlanke und groß gewachsene Männer, aus dem Stand heraus in die Höhe während die Frauen singen und klatschen. In Gruppen von zwei Leuten werden wir durch das Dorf geführt, schauen uns Schule und Kindergarten an und können uns auch eines der Häuser von innen ansehen.Die Häuser der Massai sind aus Kuhdung, Ästen und Stroh gebaut und im Inneren dunkel und kühl. Obwohl sie winzig sind und man sich nur gebückt darin aufhalten kann, beherbergen sie oftmals 5-köpfige Familien. Als Nomadenvolk leben die Massai hauptsächlich von der Viehzucht. In der Mitte des Dorfes befindet sich der Kraal, das Gehege aus Dornen, in dem die Tiere der Massai Nachts Schutz finden. Nach Sonnenuntergang wagen sich hier die Löwen auf der Suche nach Nahrung manchmal bis ans Dorf heran, weshalb auch um das Dorf ein Wall aus Ästen und Dornen erbaut ist. Dieses Dorf lebt zu einem großen Teil von den Touristen, die hier in regelmäßigen Abständen vorbeikommen. Ansonsten richtet sich das Leben der Nomaden ganz und gar nach dem Auf- und Untergehen der Sonne und dem ewigen Rhythmus der wechselnden Jahreszeiten. Zeit scheint in ihrem Leben keine große Rolle zu spielen, auch wenn ein besonders verhandlungssicherer Massai seit heute eine neue Uhr sein Eigen nennen kann. Jemand aus unserer Gruppe hat dafür halt keine Uhr mehr.

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Büffel

Nach einer dreiviertel Stunde verabschieden wir uns und es geht weiter auf dem Weg zum Grund des Kraters. Auf der schmalen Sandstraße nach unten sehen wir schon bald einen riesigen, dampfenden Haufen. Er lässt eindeutig darauf schließen, dass an dieser Stelle vor noch nicht langer Zeit wohl etwas sehr Großes vorbeigekommen sein muss. Keine Minute später wissen wir auch, wer diesen Haufen fallengelassen hat. Ein Elefantenbulle trottet gemächlich mitten auf der Straße vor sich hin. Er lässt sich nicht im Geringsten von den Autos hinter ihm stören – warum auch, er ist ja eh der Größere. Er bleibt mitten auf der Straße stehen und verliert dabei nochmal etwas. Langsam schiebt sich ein Jeep nach dem anderen an dem Koloss vorbei. Als wir schließlich an der Reihe sind, das Tier schon ganz nah ist, fast hätte man es anfassen können, scheint es dem Elefant aber doch zu turbulent zu werden. Er biegt kurzerhand nach links ab und mäht sich querfeldein seinen Weg durch das Grün weg von der Straße. Somit haben wir den ersten Vertreter der „Big Five“ schon gesehen. Und unten im Krater sollten wir noch weitere zu Gesicht bekommen. Die Büffel lassen zum Beispiel nicht lange auf sich warten. Und Nach kurzer Zeit entdecken wir sogar zwei Löwen, ein Männchen und ein Weibchen, sowie ein halbes Zebra. Wir halten mit unserem Auto in nur ein paar Metern Entfernung an und können hautnah miterleben, wie auch die andere Zebrahälfte seinen Weg in die Mägen der Raubkatzen findet. Zuerst frisst der Löwe, als er genug hat, ist die Löwin an der Reihe. Und auch Hyänen und Geier sind schon zur Stelle, wollen einen Teil der Beute ab haben. Ganze Hyänen-Rudel tummeln sich rund um das Schauspiel. Sie kichern, die Mutigen aus der Gruppe nähern sich der Löwin und der Beute ein Stück, gehen dann aber doch wieder auf Abstand. Solange der Löwe noch in der Nähe ist, wird hier kein anderer zum Zuge kommen. Hyänen und Geier werden also warten müssen, bis die Raubkatzen das Interesse verlieren, dann erst übernehmen sie den Rest. Bis auf die Knochen, ganze Elefantenskelette sind im Krater zu finden, bleibt so nicht mehr viel übrig vom einstigen Steppenbewohner.

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Zwei Löwen und eine halbes Zebra

Weitaus lustiger anzusehen ist da eine Warzenschweinfamilie, die im Schweinsgalopp vor unserem Auto herläuft. Die Schwänze senkrecht nach oben gerichtet, das Zeichen für „folge mir“, wie Emanuel uns erzählt. Uns fällt auf, dass es hier in freier Wildbahn so etwas wie Wege für die Tiere zu geben scheint. Durch die Steppe ziehen sich kreuz und quer allerlei Trampelpfade, die von den Bewohnern des Kraters rege genutzt werden. So konnte ich ein paar Mal beobachten, wie eine Reihe von Zebras oder Gnus so eine „Straße“ hintereinander langgehen. Bleibt eines der Tiere stehen, bleiben alle stehen, warten geduldig, bis es weitergeht. Dauert es doch zu lange, wird der Vordermann schlichtweg so lange in den Allerwertesten gebissen, bis es endlich weitergeht. Einfach daran vorbei zu gehen und den Weg zu verlassen, das kommt hier scheinbar nicht in die Tüte. Ordnung muss sein – auch in der Steppe. Als unsere Pirschfahrt nach einem halben Tag zu Ende ist, sind wir uns einig, der Ngorongoro-Krater ist ein ganz besonderes Naturdenkmal – seine landschaftliche Schönheit sowie die Anzahl und Vielfalt der dort lebenden Tiere sind einmalig.

Jetzt aber müssen wir uns schleunigst auf den Weg zurück nach Moshi machen. Schließlich liegen noch rund 5 Stunden Fahrt vor uns und der Transfer zum Flughafen soll noch am selben Abend erfolgen. Gegen 19 Uhr kommen wir also in Moshi im Springland Hotel an. Dann heißt es auch schon Koffer holen, Abendessen und Duschen. Im Garten des Hotels gönnen wir uns alle noch ein letztes, kühles Kili-Bier. Zu unser aller Freude schauen auch Franki und Lara noch einmal im Hotel vorbei, gekleidet in schmuckem Grün. Sie haben es sich nicht nehmen lassen, uns im SVG Trikot zu verabschieden. Um Punkt 23 Uhr werden dann unsere Rucksäcke und Taschen in gewohnter Manier durch das hintere Fenster in den Klapper-Bus gestopft und los geht es zum Kilimanjaro Airport. Nach einer Stunde Fahrt sind wir da. Wir geben das Gepäck auf, bringen die Passkontrolle hinter uns und sitzen auch schon im Bombardier nach Mombasa. In Kenia wache ich auf, nach einer Stunde geht es weiter nach Addis Abeba in Äthiopien, aber da schlafe ich schon wieder.

Im Schlaf zurück nach Geroldshausen.

Fortsetzung folgt

20. März 2012

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